Kulturentwicklung und Soziokratie unterstützen Paradigmenwechsel: Wirkfaktor 2

Kategorie: Blog

Fortsetzung des Artikels Tipping Point »Verantwortung in der Führung«. In diesem Blogbeitrag geht es um Sinnorientierung als Unternehmenszweck – Wirkfaktor 2 von 7: 

Sinnorientierung

Verantwortung für das Unternehmen

In dem Video „Stark in stürmischen Zeiten“ (Janssen 2020) erzählt Bodo Janssen, der Unternehmensleiter von Upstalsboom, auf berührende Weise von seinen persönlichen Krisen und wie sich anhand seines persönlichen Schicksals der Zweck seiner Hotelkette gewandelt hat. Möglich wurde das dadurch, dass sich Bodo Janssen zusammen mit dem Benediktinermönch Anselm Grün auf den Weg zu sich selbst gemacht hat. Er erkannte dabei, dass bis zu diesem Zeitpunkt Menschen Mittel zum Zweck des Unternehmens waren.

Gewinnoptimierung ist nicht der Unternehmenszweck

Die Auszeit im Haus Benedikt in Würzburg hatte schwerwiegende Folgen. Die Einsichten aus jener Zeit prägen heute nicht nur die persönliche Lebensführung von Bodo Janssen, sondern damit stark verbunden auch den Zweck von Upstalsboom. Heute ist das Unternehmensziel, Menschen dabei zu unterstützen, den Weg zu sich selbst zu finden – die Arbeit ist Mittel zum Zweck dafür. Alle Kernprozesse sind darauf ausgerichtet, Menschen zu stärken und Menschen wachsen zu lassen. Wirtschaftlichkeit ist die Basis für die unternehmerische Existenz, aber nicht der Sinn des Unternehmens. Bodo Janssen dazu: „Mir ist wichtig, dass Menschen wachsen können – dieses Ziel geht über das eigene Unternehmen hinaus.“

INU-Modell für Integral-Nachhaltige Unternehmensentwicklung: Sinnorientierung statt Gewinnoptimierung

Abb.1: Paradigmenwechsel hin zu Sinnorientierung (Quelle: INU-Modell, Schallhart 2020)

Menschen bei der Sinnfindung unterstützen

Das bedeutet auch, dass den Menschen geholfen wird, den Sinn zu finden. Im Unternehmen wird dafür zusammen mit dem Viktor Frankl Institut in Wien durch eine Ausbildung zur Logotherapie die sinnzentrierte Führungskompetenz gestärkt. Das hilft auch bei der Krisenbewältigung. Viktor Frankl, der Gründer der Logotherapie, war der Ansicht, dass es immer eine Möglichkeit gibt (auch im Konzentrationslager), etwas Sinnvolles zu tun. Upstalsboom hat sich entschieden, diese Haltung als Führungskompetenz zu entwickeln. So wird es möglich, als Führungsperson ganz und gar authentisch zu sein, und allen Menschen im Unternehmen die Tür dazu zu öffnen, sich als ganzer Mensch mit allen Fähigkeiten und Kompetenzen und auch mit Ängsten und Unsicherheiten in das Unternehmen einzubringen.

Soziokratie unterstützt Sinnorientierung

Soziokratische Organisationen gehen von einer Unternehmensvision und einem „gemeinsamen Ziel“ aus. Menschen bekommen die Möglichkeit zu prüfen, ob sich die persönlichen Werte im Unternehmenszweck (dem Purpose, der Mission) widerspiegeln und ob sie mit der Ausrichtung des Unternehmens gut mitgehen können.

Persönliche Werte passen zu Unternehmenswerten

Dadurch ist den Menschen klar, an welchen geteilten Werten sie sich bei ihren Handlungen und Entscheidungen ausrichten können. Sie verstehen, welchen Beitrag sie für den Unternehmenserfolg leisten und wofür sie sich einsetzen. Das ist eine wichtige Voraussetzung, dass Unternehmenstätigkeiten gut orchestriert werden können.

Integrierter Purpose

Jeder Kreis ist eingebunden in das Gesamtsystem. Die Verantwortungsbereiche (Domains) der Kreise sind mit dem Unternehmenszweck abgestimmt. Die Domains der Kreise werden nicht einfach von oben vorgegeben, sondern von den Kreismitgliedern mitentwickelt.

Soziokratie unterstützt Sinnorientierung durch integrierten Purpose und abgestimmte Domains

Abb. 2: Soziokratische Instrumente für Sinnorientierung (Quelle: INU-Modell, Schallhart 2020)

Kreise agieren innerhalb ihrer Domain eigenverantwortlich. Menschen in einer soziokratischen Organisation wissen auch, wie sie für ein bestimmtes Problem oder Projekt einen neuen Kreis bilden können, wenn dies sinnvoll erscheint. Wie eine Zelle oder ein Organ in einem Organismus sind die einzelnen Kreise möglichst eigenständig und doch verbunden mit den anderen Zellen und Organen.

 

>> Direkt zum Wirkfaktor 3 »Mitverantwortung und Beteiligung«

 

Quellen

Janssen, Bodo (2020): Stark in stürmischen Zeiten, Lern4Life Webinar mit Bodo Janssen, youtube.com/watch?v=HyBLjMH8-D4

Schallhart, Annemarie (2011): Integrale nachhaltigkeitsorientierte Unternehmensentwicklung, Norderstedt: www.grin.com

Strauch, Barbara & Reijmer, Annewiek (2018): SOZIOKRATIE. Kreisstrukturen als Organisationsprinzip zur Stärkung der Mitverantwortung des Einzelnen. München: Vahlen-Verlag.

 

Zum Weiterlesen und Vertiefen

8-teilige Artikelserie: So können Unternehmensleitung und Führungspersonen unterstützt werden, den bevorstehenden Paradigmenwechsel als Antwort auf COVID-19 und Klimakrise in ihrem Unternehmen zu manifestieren:

7 Wirkfaktoren zeigen in 7 weiteren Blogartikeln wie eine Transformation von einer mechanistisch-hierarchischen Organisation hin zu einer lebendig-holarchischen gelingen kann:

Aspekt Verantwortung als Person

Aspekt Verantwortung für das Unternehmen

Aspekt Verantwortung für das Ganze

Anhand des Tourismusunternehmens Upstalsboom wird auf persönliche und kulturelle Aspekte eingegangen. Über das Instrument der Soziokratie wird erläutert, wie der Paradigmenwechsel methodisch unterstützt werden kann.

 

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