Kulturentwicklung und Soziokratie unterstützen Paradigmenwechsel: Wirkfaktor 4

Kategorie: Blog

Fortsetzung des Artikels Tipping Point »Verantwortung in der Führung«. Transparenz und klare Kommunikation sind wichtige Voraussetzungen dafür,  dass Mitarbeitende unternehmerisch mitdenken können – Wirkfaktor 4 von 7: 

Transparenz und klare Kommunikation

Verantwortung für das Unternehmen

Ein weiterer Punkt damit Mitarbeitende in Umbruch- und Krisenzeiten aktiv an Bewältigungsstrategien und Lösungen gut mitarbeiten können, ist Transparenz.

Auch unbequeme Tatsachen transparent kommunizieren

Bei Upstalsboom wird die schwierige Lage infolge der COVID-19-Krise nicht geleugnet und in der Darstellung nicht geschönt. Die Lage wird durch regelmäßige interne Gespräche und Kommunikation des Chefs (Podcasts zur Lage und Faktentracker) ehrlich auf den Tisch gelegt. Alle Mitarbeitenden wissen von den Hotelschließungen und der Kurzarbeit ihrer Kollegen (Jansen 2020a). Sie geben sich auch keinen euphorischen Hoffnungen hin, dass es bald wieder eine gute Auslastung geben wird. Die nüchternen Tatsachen werden an alle transparent kommuniziert. Dadurch wird strategische Informationsweitergabe zur Absicherung von Vorteilen für sich selbst oder das eigene Team vermieden.

Paradigmenwechsel hin zu voller Transparenz und klarer Kommunikation nach dem INU-Modell für Integral-Nachhaltige Unternehmensentwicklung

Abb. 6: Paradigmenwechsel hin zu voller Transparenz (Quelle: INU-Modell, Schallhart 2020)

Beispielsweise wurden für jedes Hotel der Liquiditätsbedarf und die verfügbaren Mittel zur Krisenfinanzierung erhoben. Es wurde in weiterer Folge ein Ampelsystem (Jansen 2020b) eingerichtet, das die finanzielle Lage bewertet: bei Grün kann die Situation im operativen Bereich bewältigt werden. Gelb bedeutet, dass Immobilien verkauft werden müssen. Rot zeigt die Gefahr einer Insolvenz an. Bodo Janssen: „Wir kommunizieren sehr klar und deutlich, was möglich ist und was nicht. Und das kommt bei den Mitarbeitern gut an.“

Transparenz ermöglicht Selbstorganisation

Auch wenn im Zusammenhang mit dem Coronavirus viel unklar ist, so kann durch dieses hohe Maß an Transparenz und offener Kommunikation Handlungsfähigkeit bewahrt bleiben. Bei Upstalsboom können daher schon zu einem frühen Zeitpunkt Handlungen gesetzt werden, um Vorbereitungen für die Wiedereröffnung zu treffen. Da die Mitarbeitenden die Zahlen und das operative Geschäft kennen, können sie selbst beurteilen, welche Angebote in der Krisensituation zu befürworten sind und welche Leistungen neu entwickelt werden müssen. Der Nährboden für erfolgreiche Selbstorganisation ist vorhanden. Bodo Janssen dazu: „Die Mitarbeiter finden selbst die besten Lösungen. Ich mische mich da nicht ein, sondern gebe nur Hinweise oder stelle Fragen.“

Soziokratie unterstützt Transparenz und klare Kommunikation

Transparenz wird in der Soziokratie nicht nur in Krisenzeiten großgeschrieben. In einer soziokratischen Organisation wird dafür Sorge getragen, dass jedes Kreismitglied alle Informationen zur Verfügung hat, um sich eine eigene Meinung zu bilden und bei Grundsatzentscheidungen qualitätsvoll mitbestimmen zu können.

Fließende top-down UND bottom-up Kommunikation

Soziokratische Kreise sind nicht nur über die Kreisleitung miteinander verbunden, sondern auch über eine delegierte Person. Kreisleitungen werden durch Delegierte entlastet. Während Kreisleitungen für die top-down Information sorgen, sichern die Delegierten den bottom-up Informationsfluss. Durch dieses 4-Augen-System der doppelten Verknüpfung wird gewährleistet, dass es sowohl top-down als auch bottom-up funktionierende und gleichberechtige Informationsströme gibt. Delegierte sind Mitglied beider verbundener Kreise und entscheiden in beiden Kreisen gleichberechtigt mit. Die klassische top-down Kommunikationspyramide wird durch eine zweite auf den Kopf gestellte bottom-up Pyramide ergänzt.

Damit wird ein bidirektionaler Kommunikationsfluss sichergestellt. Alle Mitarbeitenden bekommen die notwendigen Informationen für Mitentscheidung. Alle wissen, wie sie Probleme und Ideen innerhalb der Organisation transportieren können. So können auch freakige Ideen eines Einzelnen bei der Unternehmensleitung landen und in der Rückkopplung Einfluss auf die gesamte Organisation ausüben.

Soziokratie unterstützt durch die doppelte Verknüpfung der Kreise und das Logbuch die Umsetzung voller Transparenz und klarer Kommunikation

Abb. 2: Soziokratische Instrumente für Transparenz und klare Kommunikation (Quelle: INU-Modell, Schallhart 2020; Grafik: Marion Vrijburg)

Transparentes soziokratisches Logbuch

Die bidirektionalen Kommunikationsströme werden auch noch durch ein (digitales) Logbuch unterstützt, das den Mitgliedern aller Kreise zugänglich ist und die wesentlichen Unternehmensdaten und Beschlüsse der einzelnen Kreise beinhaltet.

 

>> Direkt zum Wirkfaktor 5 »Selbstlernkompetenz«

 

Quellen

Janssen, Bodo (2020a): „Unsere Kultur rettet uns den Arsch“, Interview mit newmanagement.haufe.de, https://newmanagement.haufe.de/strategie/upstalsboom-ceo-bodo-janssen-ueber-tourismus-und-corona

Janssen, Bodo (2020b): Stark in stürmischen Zeiten, Lern4Life Webinar mit Bodo Janssen, youtube.com/watch?v=HyBLjMH8-D4

Schallhart, Annemarie (2011): Integrale nachhaltigkeitsorientierte Unternehmensentwicklung, Norderstedt: www.grin.com

Strauch, Barbara & Reijmer, Annewiek (2018): SOZIOKRATIE. Kreisstrukturen als Organisationsprinzip zur Stärkung der Mitverantwortung des Einzelnen. München: Vahlen-Verlag.

 

Zum Weiterlesen und Vertiefen

8-teilige Artikelserie: So können Unternehmensleitung und Führungspersonen unterstützt werden, den bevorstehenden Paradigmenwechsel als Antwort auf COVID-19 und Klimakrise in ihrem Unternehmen zu manifestieren:

7 Wirkfaktoren zeigen in 7 weiteren Blogartikeln wie eine Transformation von einer mechanistisch-hierarchischen Organisation hin zu einer lebendig-holarchischen gelingen kann:

Aspekt Verantwortung als Person

Aspekt Verantwortung für das Unternehmen

Aspekt Verantwortung für das Ganze

Anhand des Tourismusunternehmens Upstalsboom wird auf persönliche und kulturelle Aspekte eingegangen. Über das Instrument der Soziokratie wird erläutert, wie der Paradigmenwechsel methodisch unterstützt werden kann.

 

Interessiert Sie das? Haben Sie Fragen dazu? Ich freue mich über Ihren Anruf oder Ihr Mail